Orkantief KYRILL: Vorhersagbarkeit des Ereignisses und Warnmanagement der Unwetterzentrale

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Orkantief KYRILL wurde bereits vom britischen Vorhersagemodell UKMO 132 Stunden vor Eintreffen als markantes Sturmtief mit schwerem Sturmfeld berechnet und diese Vorhersage bestätigte von Lauf zu Lauf und immer mehr Modelle berechneten alsbald ein Orkantief mit massivem Druckgradienten über Mitteleuropa. Die Meteorologen der Unwetterzentrale wiesen durch die Konsistenz der Mobelloutputs bereits drei bis vier Tage in ihrem Lagebericht auf die Entwicklung einer möglichen schweren Sturmlage hin und gaben mit der Vor- und Akutwarnphase des vorangehenden Sturms DIETER bereits Informationen auf einen bevorstehenden schweren Sturm. 30 bis 36 Stunden zuvor warnten die UWZ-Mets flächendeckend in Deutschland vor der Gefahr eines Binnenlandorkans vor. Zu dieser Zeit waren sich die Modelle noch nicht ganz über die exakte Intensität sicher: Das UKMO berechnete zwischen Sylt und Oberrhein eine Druckdifferenz von maximal 48 hPa, GFS rechnete 50 hPa und das GME lediglich 45 hPa. Ca. 8 bis 12 Stunden vor Ereignisbeginn, teilweise noch eher wurde Deutschland flächendeckend rot akut gewarnt vor Orkanböen um 120 km/h, in Bergnähe auch um 130 km/h und darüber. Die Mittelgebirge und die Küsten erhielten Akutwarnungen der höchsten Stufe VIOLETT.

GFS 0,5 und vor allem UKMO NA, UKMO NX, LM sowie EZ- und MM-MOS berechneten das 36 bis 42stündige Starkregenereignis durch ihre feine Auflösung bzw. ihre Erfahrung sehr gut, sodass im Schwarzwald ROT vor Mengen um 100 l/m², in Teilen des Bergischen Landes, des Siegerlandes, des Westerwaldes und des Harz' ebenfalls ROT vor 70-100 l/m² gewarnt wurde. Im Flachland Nord- und Westdeutschlands wurde flächendeckend vor Mengen von 20 bis 30 l/m² und mehr in der Stufe ORANGE gewarnt. UWZ-Starkregen- und Hochwasserexperte Andreas Wagner ging in den rot gewarnten Regionen von Überschwemmungsgefahr kleiner Bäche und Flüsse aus. Die Böden könnten nichts mehr aufnehmen. An den Strömen bestünde keine Gefahr. Ein derart flächendeckendes und zeitlich ausgedehntes Starkregenereignis hat es seit Bestehen der Unwetterzentrale noch nicht gegeben.

Für die UWZ Deutschland war es das markanteste Warnereignis seit ihrem Bestehen (Januar 2003): Am Abend des 18.1. waren vorübergehend maximal 1.084 Landkreiswarnungen der Parameter Sturm, Starkregen und Gewitter gleichzeitig aktiv. Der alte Rekord vom 30./31.12.2005 lag bei 1.050 Warnungen für die Parameter Sturm, Starkregen, Starkschneefall und Glatteisregen. Diese Zahlen sagen aber nichts darüber aus, wie viele SMS, E-Mails und Faxe an den Endkunden versendet bzw. wie viele Kunden erreicht worden sind. Laut Herrn Raab von der Versicherungskammer Bayern sind während des Sturmereignisses KYRILL am 18.1. weit über 300.000 Warnungen (SMS, Fax und Emails) rechtzeitig und zuverlässig an die Endkunden zugestellt worden.

Warnmanagement der MeteoGroup Unwetterzentralen
Animation des Warnmanagements der UWZ am 17.01.2007
Hier sehen Sie die Warnanimation der Unwetterzentrale am 17.1. und können noch einmal nachvollziehen, wann wo welche Region akut gewarnt wurde.

Animation des Warnmanagements der UWZ am 18.01.2007
Dies ist die Animation des Warnmanagements vom 18.1.. Seit Bestehen der MeteoGroup Unwetterzentrale (1.1.2003) ist Deutschland erstmalig flächendeckend mit der Warnstufe ROT versehen worden und auch die Anzahl der Violettwarnungen erreichte einen Höhepunkt in der Warngeschichte der UWZ.

Warnlage KYRILL der Unwetterzentrale Österreich
Die Kollegen der Unwetterzentrale in Österreich warnten sogar flächendeckend in der Stufe violett. Einerseits war der Alpenhauptkamm im Bergland betroffen, andererseits aber durch den starken Druckgradienten und durch orographische Effekte auch Niederösterreich.

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