Winterrückblick 2009/2010 - Februar 2010

Anfang Februar setzte sich das winterliche Wetter des Januars fort. Gleich zu Beginn des Monats sorgte Tief MIRIAM landesweit für Schneefall und Schneeverwehungen. Bis zum 03.02.2010 schneite es vor allem in den Mittelgebirgen zeitweise ergiebig, sodass die vorhandenen Schneedecken weiter an Höhe zulegten.

So wurden im Bergischen Land und im Sauerland zahlreiche Hallen und Gebäude gesperrt. Sie drohten unter der tonnenschweren Schneelast einzustürzen. Am Abend des 02.02.2010 gab in Attendorn eine Industriehalle unter den Schneemassen nach und stürzte ein. Eine Person wurde bei dem Unglück schwer verletzt.

Neue Rekorde bezüglich der Schneehöhe, stellten die Orte Saarbrücken-Flughafen sowie Schleswig auf. So wurde am Abend des 02.02. in Schleswig eine Schneehöhe von 44 Zentimetern gemessen. Zuletzt lag dort 1940 mit 43 Zentimetern ähnlich viel Schnee. Am Flughafen in Saarbrücken wurde ebenfalls am Abend eine Schneehöhe von 39 Zentimetern gemessen. Dabei handelt es sich dort um die höchste Schneedecke seit Messbeginn 1951.

 

Auswahl Schneehöhen am 04.02.2010, 7 Uhr MEZ

  • 205 cm - Zugspitze (Bayern)
  • 135 cm - Brocken (Sachsen-Anhalt)
  • 134 cm - Großer Arber (Bayern)
  • 112 cm - Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen)
  • 105 cm - Fichtelberg (Sachsen)
  • 100 cm - Wasserkuppe (Hessen)
  • 95 cm - Neuhaus am Rennweg (Thüringen)
  • 88 cm - Freudenstadt (Baden-Württemberg)
  • 86 cm - Zwiesel (Bayern), Schierke/Harz (Sachsen-Anhalt)
  • 80 cm - Braunlage (Niedersachsen)
  • 61 cm - Breckerfeld-Wengeberg (Nordrhein-Westfalen)
  • 56 cm - Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen)
  • 55 cm - Michelstadt-Vielbrunn/Odenwald (Hessen)
  • 50 cm - Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern)


Bis zum 07.02.2010 stellte sich bei uns eine Wetterzweiteilung ein, mit einem weiterhin dauerfrostigen Nordosten und einer vergleichsweise milden Südwesthälfte. Am 08.02.2010 kehrte der Dauerfrost nahezu landesweit zurück. Die kältere Luft im Nordosten konnte sich gegen die im Südwesten lagernde mildere Luft erneut durchsetzen.

In der Nacht auf Mittwoch, den 10.02.2010 kam es in einem schmalen Streifen in Schleswig-Holstein zu länger anhaltenden und ergiebigen Schneefällen, denn von der Ostsee her zogen wiederholt kräftige Schneeschauer südwestwärts in das angrenzende Binnenland.

Neuschneehöhen Schleswig-Holstein am 10.02.2010, 7 Uhr MEZ

  • 20 cm - Fehmarn-Westermarkelsdorf
  • 15 cm - Schleswig/Jagel
  • 12 cm - Groß Wittensee, Kiel
  • 11 cm - Erfde, Ostenfeld (Rendsburg)
  • 10 cm - Hohn


Gesamtschneehöhen Schleswig-Holstein am 10.02.2010, 7 Uhr MEZ

  • 42 cm - Fehmarn-Westermarkelsdorf
  • 40 cm - Schleswig
  • 36 cm - Kiel, Brodersby-Schönhagen
  • 29 cm - Flensburg
  • 24 cm - Lübeck


Bis einschließlich 15.02.2010 setzte sich das kalte Winterwetter mit Dauerfrost nahezu landesweit fort. Tagsüber wurden nur selten lokal leichte Plusgrade erreicht. Am 12.02.2010 wurde der äußerste Nordosten und besonders Vorpommern erneut von starken Schneefällen erfasst. Folglich türmte sich hier der Schnee verbreitet nahezu einen halben Meter hoch, örtlich sogar noch darüber.

In Greifswald wurde mit 60 Zentimetern ein neuer Schneehöhenrekord aufgestellt. Seit dem Messbeginn 1947 wurde dort keine derart hohe Schneedecke gemessen. Der bisherige Rekord stammte aus dem Februar 1979.


Schneehöhen am 13.02.2010 um 7 Uhr
Abb. 1: Auswahl Schneehöhen am 13.02.2010 um 7 Uhr MEZ

Zu Beginn der zweiten Monatshälfte konnte sich in der Südwesthälfte wieder mildere Luft durchsetzen. Im Nordosten blieb es, wie schon den gesamten Winter über, weiterhin vergleichsweise kalt. Bedeutsame Neuschneemengen kamen nicht mehr zusammen und besonders im Westen und Südwesten setzte allmählich Tauwetter bis in mittlere Lagen ein.

Am 24.02.2010 verschärften sich die Temperaturgegensätze über Deutschland. Zum einen wurde sehr milde Luft vom Atlantik in die West- und Südhälfte geweht, zum anderen gelangte bodennah weiterhin kalte Luft in den Norden und Nordosten.

Wetterlage am 24.02.2010 um 01 Uhr MEZ
Abb. 2: Wetterlage am 24.02.2010 um 01 Uhr MEZ

Auswahl der mildesten Orte vom 24.02.2010

  • 15,0°C - Offenburg (Baden-Württemberg)
  • 14,8°C - Ihringen, March/Breisgau (Baden-Württemberg)
  • 14,7°C - Freiburg-Munzingen, Ohlsbach (Baden-Württemberg)
  • 14,6°C - Bühl/Baden (Baden-Württemberg)
  • 14,5°C - Rastatt, Sinsheim (Baden-Württemberg), Worms (Rheinland-Pfalz)
  • 14,4°C - Bensheim (Hessen), Perl-Nennig (Saarland)
  • 14,3°C - Waghäusel-Kirrlach, Seelbach (Ortenaukreis) (Baden-Württemberg)
  • 14,2°C - Wörth am Rhein (Rheinland-Pfalz), Stuttgart-Wilhelma (Baden-W'berg)
  • 14,1°C - Weil am Rhein (Baden-Württemberg), Landau (Pfalz) (Rheinland-Pfalz)


Auswahl der kältesten Orte vom 24.02.2010

  • -0,8°C - List/Sylt-Ellenbogen (Schleswig-Holstein)
  • -0,7°C - List/Sylt (Schleswig-Holstein)
  • -0,6°C - Wagersrott (Schleswig-Holstein)
  • -0,5°C - Flensburg (Schleswig-Holstein)
  • -0,4°C - Brobersby-Schönhagen, Hörnum/Sylt (Schleswig-Holstein)
  • -0,3°C - Leck (Schleswig-Holstein)
  • -0,2°C - Hallig Gröde, Schleswig, St. Peter-Ording (Schleswig-Holstein)
  • -0,2°C - Fehmarn-Wulfen, Hattstedt, Amrum (Schleswig-Holstein)
  • -0,1°C - Feldberg/Mecklenburg, Kap Arkona/Rügen (Mecklenburg-Vorpommern)
  • 0,0°C - Helgoland-Oberland (Schleswig-Holstein)


Auswahl Höchsttemperaturen am 24.02.2010
Abb. 3: Auswahl Höchsttemperaturen am 24.02.2010

Diese Gegensätze wirkten sich unter Tiefdruckeinfluss sowohl in der kalten, als auch in der sehr warmen Luftmasse deutlich aus. Im Übergangsbereich der unterschiedlichen Luftmassen kam es zu zeitweiligen Schneefällen, im Tagesverlauf auch vermehrt zu gefrierendem Regen mit Glatteis. In der Westhälfte bildeten sich hingegen an einer Konvergenzlinie in der warmen Luft die ersten Gewitterzellen des Jahres. Es kam zwar auch im Januar zu lokalen Gewittern, diese ließen sich jedoch auf sehr kalte Luft in der Höhe innerhalb arktischer Kaltluft zurückführen, was an diesem Tag nicht der Fall war.

Niederschlagsradarbild mit der Gewitterlinie vom 24.02.2010 um 17:10 Uhr MEZ
Abb. 4: Niederschlagsradarbild (Rheinland-Pfalz, Saarland) mit der Gewitterlinie vom 24.02.2010 um 17:10 Uhr MEZ

Orkantief XYNTHIA
Zum Ende des Monats, am 28.02.2010, sollte vor allem die Westhälfte Deutschlands noch einen ausgeprägten Sturm erleben. Verbreitet schwere Sturmböen und örtlich sogar Orkanböen bis ins Flachland sorgten in Teilen des Westens für erhebliche Sachschäden und große Störungen im Bahn- und Straßenverkehr. Eine ausführliche Analyse finden Sie unter: Verifikation des Orkantiefs XYNTHIA.


Klimaübersicht Februar 2010
Der Februar fiel im Deutschlandmittel um 0,7 Grad zu kalt aus. Wie schon in den vorangegangenen Monaten war die Abweichung vom langjährigen Mittel in Norddeutschland deutlicher ausgeprägt. So war es im Nordwesten gebietsweise bis zu 2 Grad zu kalt, in Süddeutschland vielerorts genau im Durchschnitt. Im Flächenmittel war die Niederschlagsausbeute durchschnittlich, jedoch fiel in der Nordwesthälfte tendenziell deutlich mehr Niederschlag als in der Südosthälfte. Die Sonnenscheindauer war, wie auch in den Vormonaten, mit 63 % vom langjährigen Mittel zu gering. Besonders im Westen und Norden schien die Sonne gebietsweise nur 36 % vom Durchschnittswert. Am meisten Sonne konnte man auf den Gipfeln der Alpen genießen.


Extremwerte vom Februar 2010
Tab. 1: Extremwerte vom Februar 2010


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Diese Zusammenstellung wurde von Fabian Ruhnau, Meteorologe der Unwetterzentrale, im Februar 2010 erstellt. Das Foto im Kopf dieser Seite wurde von Thomas Sävert, Meteorologe der Unwetterzentrale, zur Verfügung gestellt.

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