Witterungsregelfälle/Singularitäten: Weihnachtstauwetter

In etwa sieben von zehn Jahren ist dieses Phänomen zwischen dem 24. und dem 29. Dezember beim Wetterverlauf in Mitteleuropa zu beobachten. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wird dann kalte Luft maritim-arktischen Ursprungs in Deutschland aktiv oder aber es fließt am Rande eines Skandinavienhochs sehr kalte Kontinentalluft zu uns und es stellt sich eine winterliche Witterungsperiode mit Frost und erstem Schnee bis in die Niederungen ein.

Oftmals strömt dann aber ein Zweig der sehr kalten Luft über die Britischen Inseln auf den Atlantik hinaus und initiiert durch die Nähe zu sehr milder und feuchter Meeresluft, welche bei den Azoren und im Mittelmeerraum bereit steht, eine ausgeprägte Tiefdrucktätigkeit über Westeuropa. Dies hat zur Folge, dass als Ausgleich auf der Ostseite des Tiefs sehr milde atlantische Luftmassen zumindest in die Südwesthälfte Deutschlands gelenkt wird. Im östlichen Mittelmeerraum kann sich diese Wetterlage dann in Unwettern und ersten massiven Schneefällen auswirken.

Schema der Großwetterlage

Nicht selten baut sich dann quer über Deutschland oder Osteuropa eine scharfe quasistationäre Luftmassengrenze auf, welche klirrendkalte Luftmassen im Nordosten, von feuchtmilder Meeresluft im Südwesten trennt. In der Meteorologie wird diese Anordnung der Druckgebilde auch "Viererdruckfeld" genannt. Solche Konstellationen können nicht nur langlebig sein (wenn die sich gegenüberstehenden Kontrahenten mehr oder weniger gleichstark sind), sondern wegen der markanten Luftmassengegensätze auch gebietsweise zu sehr intensiven Niederschlägen führen.

Um diese Jahreszeit können die Temperaturunterschiede recht extrem sein, denn es steht noch sehr milde Luft aus subtropischen Breiten bereit (warmer Atlantik bzw. warmes Mittelmeerwasser durch Äquatornähe), während sich die Luftmassen über dem Kontinent schon sehr stark abkühlen konnten. Im Übergangsbereich dieser Luftmassen sind schwere Schneefälle oder auch starke Glatteisregenlagen möglich.

Durch das Tauwetter im Zusammenspiel mit regnerischem Wetter, werden dann in West- und Südwestdeutschland nicht selten markante Hochwasser ausgelöst, auch "Weihnachts-" oder "Neujahrshochwasser" genannt.

Schneehöhen am 25.12.2001
Schneehöhen am 25.12.2001

Seit 1995 war Deutschland an einem Morgen des 25.12. nur selten überall weiß. Herausragend ist da allenfalls das Jahr 2001 wie Sie der Karte entnehmen können. Da hatte es vor allem in der Südosthälfte des Landes auch im Flachland gebietsweise einige Zentimeter Schnee, im südlichen Berlin sogar bis zu 22 Zentimeter.

In den höheren Mittelgebirgen lagen oberhalb von etwa 800 Metern passable 50 bis 90 Zentimeter Schnee, im Böhmerwald und Erzgebirge immerhin 130 bzw. 111 Zentimeter. Am Alpenrand sorgten 103 bis 250 Zentimeter Schnee für sehr gute Wintersportverhältnisse.

Im Jahr 2000 ist es in einem Streifen vom Niederrhein und dem nördlichen Münsterland über die Mitte und den Süden Niedersachsens bis nach Brandenburg zu 5 bis 9, stellenweise auch zu 10 bis 13 Zentimetern Schnee gekommen.

Wegen der Nähe zur Nordsee und ihrer wärmenden Wirkung ist der äußerste Nordwesten standesgemäß besonders benachteiligt, wenn es um Schnee zu den Weihnachtsfeiertagen geht. Zuletzt wenigstens angezuckert war die Region 1995 und 1996.

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